3. - 4. Tag : Aulus les Bains - Gavarnie

3.Tag
Der Tag beginnt wie der gestrige aufgehört hat, mit strahlendem Sonnenschein. Während Michael uns einen Kaffee braut, beginnen wir schon mit dem Zeltabbau. Heute gibt's ein paar nette Pässe und wir wollen früh los. Vor der Abfahrt nehmen wir noch überrascht zur Kenntnis, daß der Campingplatz für 3 Personen mit 3 Zelten und 3 Motorrädern gerade mal 24 DM kostet.
Den Auftakt macht der Col de l'Atrappe, eine echte Atrappe, gerade mal 1100m hoch. Doch hier sind die Pässe nun mal nicht ganz so hoch wie in den Alpen, beeindruckend sind sie allemal. Es geht weiter durch das winderschöne Vallee de Bethmale und das nicht minder beeindruckende Valle de Bellongue über die mit Straßensplit übersäte D17 auf den Col de la Core, mit 1395m schon etwas höher. Der Wind pfeift das Tal hinauf über die Paßhöhe. Irgendwer nutzt diesen, um sich mit einem ferngesteuerten Segelflieger zu vergnügen, den er (oder sie) gekonnt durch den Wind gleiten läßt.
Zwei kleinere Übergänge, die Portet d'Aspet und der Col de Mente (Super Straße), bringen uns ins nächste Tal und den nächsten Paß hoch, den Col de Peyresourde mit einer Höhe von 1569m. Der Gipfel ist etwas karger. Wir sind knapp über der Baumgrenze. Hier sehen wir zum ersten mal den extra für Fahrradfahrer eingerichteten Service, der ihnen jeden Kilometer die verbleibenden Meter bis zum Gipfel anzeigt. Eigentlich ist das ja eine Folter. Trotzdem, mein Respekt, ich muß es ja nicht machen.
Der Col d'Aspin ist nur noch eine weitere Zwischenstation auf dem Weg zum Höhepunkt des Tages, dem Col du Tourmalet. Bis auf eine Höhe von 2115m bringt uns die D147. Auf dem Weg liegt eine furchtbare Ansammlung von Betonbunkern, die die Franzosen so gerne als als Ferienorte in ihre Skigebiete bauen. Am Übergang finden wir Hunderte von Menschen vor, die den, zu Ehren der Tour de France aufgebauten, stilisierten Radfahrer begutachten. Wir machen ebenfalls das obligatorische Foto und nehmen die Abfahrt in Angriff. Auf der Westseite erweist sich die Fahrbahn als sehr glatt. Vorsicht ist geboten.
Nun ist es nicht mehr weit bis Gavarnie, unserem Ausgangspunkt für die erste Wanderung in den Pyrenäennationalpark. Unterhalb des Ortes finden wir einen netten Campingplatz, Camping de la sucre. Auch hier wieder ein angenehmer Preis unter 10 DM. Morgen geht's erst mal zum Wandern.
4.Tag
In der Nacht und auch am Morgen tröpfelt es ein bischen. Wir schnüren unsere Wanderstiefel und machen uns auf den Weg. Ziel ist der Cirque de Gavarnie, ein ca. 2 km durchmessender Talkessel an dessen Ende sich die Grande Cascade, der mit 422m höchste Wasserfall Europas, in die Tiefe stürzt. Die Frage, ob wir mit dem Mopped zum Ort hochfahren sollen, wehrt Michael mit der Bemerkung "Ah, wa, des laufe mr in 10 Minuta" ab. Pfeifendeckel, über 3 Kilometer später und schon extrem durchgeschwitzt, kommen wir nach guten 30 Minuten in Gavarnie an, wo unsere Tour eigentlich erst richtig beginnt. Ein breiter Wanderweg führt weiter in den Talkessel. Auch heute, am Montag, ist dieser recht gut besucht.
Nach weiteren 4 Kilometern erreichen wir einen Schotterweg, der uns direkt bis zum Wasserfall führt. Immer wieder begegnen uns Esel, die man im Dorf mieten kann. Gar keine dumme Idee. Aber ein echter Mann[tm] läuft natürlich. Irgendwann sind wir am Ziel. Sogar Schnee liegt hier stellenweise noch. Ich mache Fotos ohne Ende. Sieht aber auch klasse aus.
Auf dem Rückweg zweigen wir in ein kleines Wäldchen ab, um dem allgemeinen Trubel zu entgehen und ein Vesper einzunehmen. Brot, Käse, Wurst, wie's sich gehört.
Zurück in Gavarnie genehmigen wir uns ein Bierchen und laufen weiter zum Campingplatz. 20 km sind geschafft.
Ein bischen Mopped wird heute aber trotzdem noch gefahren. In Gavarnie führt die D923 auf die 2270m hohe Port de Gavarnie. Das letzte Stück müssen wir wieder laufen. Auf der anderen Seite bietet sich ein toller Blick nach Spanien. Ambitionierte Wanderer erreichen von hier eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Pyrenäen, die Breche de Rolande, ein gewaltiger Einschnitt mitten in einer Steilwand, der Sage nach von Roland mit seinem Schwert in den Berg geschlagen. Am faszinierendsten finde ich jedoch das atemberaubende Wolkenspiel. Aus dem Tal ziehen dichte Wolken den Berg hinauf. Mal befinden wir uns darüber mal darunter. Der Weg hier hoch hat sich gelohnt.
Am Abend wird's etwas frisch. Ich hülle mich auf meinem Hocker in meinen Schlafsack. Wir entschließen uns, unseren Wein zu veredeln und erhitzen ihn auf dem Kocher zu Glühwein. Etwas Süßstoff rein, fertig. Kann man sogar direkt trinken.

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