1. - 2. Tag : Messstetten - Aulus les Bains

1.Tag
Nachdem wir uns letztes Jahr mit dem Regen in Schottland herumgeschlagen hatten, sollte es diesmal in den Süden gehen. Ziel waren die Pyrenäen. Da uns auf dem Weg nach Schottland, die lange Anreise bis zum eigentlichen Zielgebiet doch etwas genervt hatte, haben wir uns dieses Jahr entschlossen, die 1. Etappe mit dem Autozug zu bestreiten. Da dieser erst um 18 Uhr in Frankfurt abfährt, bleibt uns genug Zeit, um ein bischen durch den Odenwald zu kurven. Auch keine schlechte Motorradgegend. Aber nichts im Vergleich zu unserem Ziel.
Nachdem wir unsere Motorräder dann doch endlich auf dem Autowagon verstaut haben (Vorsicht, Kopf einziehen), ist erst einmal ein Bier fällig. Wir sitzen lässig am Bahnsteig in unseren nagelneuen mega-hyper-über Klappstühlen und warten bei einem Bierchen auf unseren Zug. Dabei kommen wir mit ein paar anderen Motorradfahrern, die denselben Zug benutzen, ins Gespräch. Die einen haben eine Woche Zeit, um ihr Ziel zu erreichen - Marokko. Mit dem Zug nach Südfrankreich, dann auf der Autobahn bis nach Gibraltar runter, mit der Fähre übersetzen, den Boden küssen und dann auch schon wieder zurück. Total bescheuert. Na ja, wenn's schee macht.
Der andere, knapp 50-jährige, hat vor, mit der Fähre nach Ibiza überzusetzen und dort 3 Wochen zu bleiben. Wenn ich mir den in Ibiza-Stadt in so 'nem Technotempel vorstelle - lieber nicht, das halt ich nicht aus.
Am coolsten war noch so ein Typ mit einem 50er Roller. Hinten bis in den Himmel vollgepackt, vorne hebt das Minirädchen fast ab. Der wollte ebefalls 3 Wochen durch die Pyrenäen. Hoffentlich war er rechtzeitig zur Abfahrt wieder am Bahnhof. Überholt hat er uns jedenfalls nicht :-)
Endlich kommt der Zug. Wir haben ein Abteil für uns allein. Inklusive Frühstück und Moppedtransport kommt das Ganze auf etwa 500 DM. Zwar nicht ganz billig, aber ich glaube es lohnt sich. Man kommt einfach entspannt an und kann seinen Urlaub vom 1. Tag an genießen.
Nach einem guten Vesper und diversen Dosen hauen wir uns in die etwas schmalen Kojen. Das Bier macht schläfrig und das gleichmäßige Rattern des Zuges tut sein übriges. Ruckzuck sind wir eingesschlafen.
2.Tag
Kurz vor dem Frühstück aufgewacht. Wir sind noch ca. 1 Stunde von Narbonne entfernt. Draußen rauscht die Camargue an uns vorbei. Etwas flach hier. Das muß sich aber schleunigst ändern. In Narbonne schnell die Moppeds vom Zug geholt. Jawohl, meine neuen Koffer sind noch dran. So, jetzt aber los.
Die Route sieht vor so schnell wie möglich südwestlich in die Berge zu kommen. Hmm, gar nicht so einfach. Meine Karte beginnt erst 50 km südlich und mein Roadbook ist wohl doch nicht so toll. Wir kurven durch kleine Weinberge. Nirgendwo ein Wegweiser zu einem Ort auf meinem Roadbook. Wo ist eigentlich Süden ? Doch wir finden eine kleine, kurvige Straße über einen gottverlassenen Berg, die D56, die uns bis nach Limoux führt. Ja, jetzt kenn ich mich aus.
Erstes Highlight ist die Gorge de Saint Georges an der D118. Mehr als 100m hoch erstrecken sich die Felswände an beiden Seiten der Schlucht, die sich ein kleiner Bach im Laufe der Zeit hier durchgefressen hat. Imposant.
Weiter geht's über die D25 auf den ersten 2000er, den Port de Pailheres. Geil, endlose Tornanti ziehen sich den Berg hoch. Die Gegend wird karger. Oben über der Baumgrenze hat man einen atemberaubenden Blick nach Westen und Osten. Im Hintergrund sieht man bei strahlendem Sonnenschein die Hautes Pyrenees aufragen. Ja, so hab ich's mir vorgestellt.
Wieder ins Tal hinab über den Col de Chioula und den Col de Marmare geht's auf die Route de Corniche. Diese zieht sich an einer Bergflanke hoch über der im Tal verlaufenden, viel befahrenen Nationalstraße bis nach Tarascon entlang.
Wir nehmen den Weg durch's Val de Vicdessos über den Col d'Agnes bis nach Aulus-les-Bains, einem der zahlreichen Thermalbäder der Pyrenäen und unserem heutigen Rastplatz. In dem gemütlichen Städtchen genehmigen wir uns noch ein Abendessen. Dumm ist nur, daß man kaum weiß, was das französische Geschreibsel auf der Karte eigentlich bedeutet. Wir bekommen etwas Gegrilltes, besser gesagt die Außenhaut ist leicht angebräunt, der Rest ist rohes Fleisch. Hmmm, das nächste Mal vielleicht doch nicht medium, sondern bon cuit.

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